Panorama



Die Diaspora Tunesiens und ihre Inklusion

26-01-2020 23:24:21

Podiumsdiskussion: Tunesien 9 Jahre nach der Revolution – Vorboten eines neuen Frühlings oder einer Zeit der Ungewissheit?

Prof. Olfa Kanoun, TU Chemnitz

Heute, 9 Jahre nach der Revolution, hat sich die Situation in manchen Aspekten wesentlich verbessert, in manchen Aspekten leider verschlechtert und in anderen gleichgeblieben.

Die Verbesserungen haben wir im Wesentlichen in der Meinungsfreiheit gespürt. Man darf nie vergessen, wie oft es im Regime von Ben Ali dazu kam, dass Tunesier beim Besuch ihres Heimalandes der Pass unbegründet entzogen wurde. Es gibt einige, die bis heute schwerwiegende Nachteile davon tragen.

In manchen Aspekten hat sich die Situation aber wesentlich verschlechtert. Hier ist auf der einen Seite die Wirtschaftliche Situation, aber nun noch mehr alarmierend ist die Tatsache, dass es schwierig wurde die Kompetenzen im Land zu halten. Dies wird einen großen Einfluss auf die Wirtschaft und in die Gesellschaft später.

Hiermit steigen auch die Sorgen bezüglich der Bildung im Lande, die daran leidet, das exzellente Hochschullehrer das Land verlassen. Das hohe Niveau in der Bildung ist das wichtigste Kapital Tunesiens, was das Land seit vielen Jahren auszeichnet und internationale Investoren anzieht. Damit steigt mehr wie noch nie der Bedarf an Mechanismen für die Inklusion der Diaspora im Land, um dem entgegen zu wirken.

Gerade in diesem Aspekt sehen wir nach vielen Anstrengungen leider keine Bewegung. Es gab verschiedene ernsthaft gemeinte Initiativen, um die Diaspora mit ihrer Heimat zu verbinden. Das Ziel ist logisch und trivial. Wir möchten, dass die Tunesier von überall, wo sie leben, ihrer Heimat zur Verfügung stehen und unterstützen. Hierfür gab es initiativen seitens des Ministeriums für Hochschulwesen unter der Leitung von Prof. Moncef Ben Salem, später von dem Premierministerium und es folgten interessante Initiativen von der Zivilgesellschaft, wie z. B. das „Tunisia Bridges Forum“, das hauptsächlich von Media Magde in 2018 organisiert wurde. Jedes Mal konnten viele Diaspora nagezogen werden, die auch dem Land verbunden sind.

Aber es bleibt trotzdem bis heute ein Fact, dass es weder Mechanismen noch Ansprechpartner für die tunesische Diaspora gibt. Deren Potential schränkt sich auf individuelle Initiativen und es wird nicht aktiv an der Inklusion der Tunesier im Ausland in ihrer Heimat.


Copyright © 2024 MAGDE / All rights reserved.