Panorama



Die Stigmatisierung von nordafrikanisch Aussehenden Mitbürgern in Deutschland nimmt merklich zu

06-02-2017 22:08:47

Gemeinsame Presseerklärung Deutsch-Maghrebinischer Gemeinden
Düsseldorf, 05. Januar 2017

 

DIE STIGMATISIERUNG VON NORDAFRIKANISCH AUSSEHENDEN MITBÜRGERN IN DEUTSCHLAND NIMMT MERKLICH ZU

 

„Das einmal Gesagte verhallt kaum gänzlich,
das Böse nicht und nicht das Gute“ 
(Theodor W. Adorno)

 

Die Kölner Polizei hat nach eigenen Angaben eingestanden,bei der diesjährigen Silvester-Nacht in Köln Menschen aufgrund ihrer vermuteten "Herkunft gezielt aus der Menge herausgegriffen" und sie mehrheitlich Erkennungsdienstlich behandelt zu haben. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty international hat dieses Vorgehen ganz klar als Racial-Profiling eingestuft. Wir erachten verdachtsunabhängige Kontrollen, wo lediglich die ethnischen Merkmale von Bevölkerungsgruppen entscheidend sein sollen als nicht verhältnismäßig in einem demokratischen Rechtsstaat.

Was letztes Jahr in der Silvester-Nacht in Köln geschehen ist war, ist und bleibt eine schändliche Tat, die  auf´s Schärfste zu verurteilen ist. Die Deutsch-Maghrebinische Gemeinden haben seinerzeit und darüber hinaus sich uneingeschränkt mit den Opfern solidarisiert und sich dafür eingesetzt, in Kooperation mit den Sicherheitspolitischen- und Sozialbehörden, dass die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden. Niemand schädigen die kriminellen Handlungen einiger Weniger mehr als die maghrebinische Gemeinde selbst. Die maghrebinische Gemeinde  ist von diesen Untaten unmittelbar betroffen und wird darüber hinaus unter Generalverdacht gestellt.

Dass diese Ereignisse, wie im letzten Jahr in Köln sich nicht wiederholen dürfen ist selbstverständlich und steht nicht zur Disposition. Daher sind wir sehr froh, dass die diesjährigen Feierlichkeiten in Köln friedlich geblieben sind und keinen Menschen Schaden zugefügt wurde.

Und auch wenn wir es nachvollziehen können unter welchem Erfolgsdruck die Kölner Polizei stand, wollen wir Rscial-Profiling-Maßnahme zu Lasten vieler unbescholtene Deutsche, maghrebinischer Herkunft nicht hinnehmen. Wir glauben nicht, dass wir Sicherheit gegen Bürgerrechte aufwiegen müssen. Wir sind davon Überzeugt, dass in einem Rechtsstaat beides möglich sein muss, als eine unabdingbares Merkmal unserer freiheitlichen-demokratischen Grundordnung.

Die Deutsch-Maghrebinische Gemeinden leben seit mehr als ein halbes Jahrhundert in Deutschland und bereits in der dritten und vierten Generation. Sie sind nicht nur Teil unserer Solidargemeinschaft, sondern haben unserer Land nach eine Phase der Kriegsbedingten Zerstörung und Flucht mit aufgebaut. Diese Gemeinden in einem Topf zu werfen mit neu hinzugekommenen straffälligen Jugendlichen zu werden ist weder fairer noch trägt es zu Lösung bei. Wir lehnen es ab, stigmatisiert oder unter Generalverdacht gestellt zu werden. Wir mahnen insbesondere die Medienvertreter und Polizeibehörden zu mehr Differenziertheit, Fairness unter Wahrung der allgemeinen  Bürgerrechte.

Seit dem letzten Jahr wurden wir mit sehr diskriminierenden Begrifflichkeiten ("Nafri" und andere Begriffe) drangsaliert und in einem imaginären "Maghreb-Viertel" verortet und mit Dauerberichterstattung, Razzien und anderen zum Teil aggressiven polizeilichen Maßnahmen überzogen. Die Konsequenzen waren zum Teil verheerend: „Gewalttätige Bürgerwehren machten Jagd auf Nordafrikaner, Rockerbanden hielten Ausschau nach maghrebinisch aussehenden Menschen“ und vieles der Gleichen mehr.

Wir empfinden, dass die emotional geführte Flüchtlingsdebatte an den Deutsch-Maghrebinischen Bürger und Mitbürgern zum Teil ausgetragen wird und dass hier nur selten differenziert wird. Dies führt unmittelbar zu mehr Ressentiment, die nicht selten in Gewalt umschlägt. Wir sind daher um den Ruf und Sicherheit unsere Gemeinde mehr als besorgt und sehen im Sinne einer friedlichen Koexistenz dringenden Handlungsbedarf, die in Form einer gesellschaftlichen Debatte, frei von Ressentiment und Polarisierung münden möge.

 

Wir fordern daher:

  1.     Stigmatisierenden Begrifflichkeiten, die uns herabwürdigen zu unterlassen und diese weder gen offizielle noch inoffiziell zu verwenden

  2.     künftige Personenkontrollen nicht nur von äußeren, sprachlichen oder ethnischen Merkmalen alleine abhängig zu machen und keine Racial-Profiling-Maßnahmen auf maghrebnisch aussehenden Menschen oder andere Minoritäten pauschal anzuwenden.

  3.     dass künftig das Prinzip der Unschuldsvermutung auch für die Deutsch-Maghrebiner bewahrt bleibt, sowie die freiheitlichen und egalitären Werte diese Republik auch bei den Maghrebiner Anwendung finden.

 

 

 

Die Unterzeichner:

  1.     Gesellschaft für Kultur und Wissenschaft des Maghreb e. V.

  2.     Deutsch-Maghrebinisches Institut für Kultur und Media e. V.

  3.     Generalunion der Tunesier in Deutschland e. V. (GUTD)

  4.     Multi Kulti Welle


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